Irrwege im Hinterland

Schadenfreude ist die reinste Freude.
Und so gönne ich es euch etwas über mich zu lachen.
Gestern machte ich mir einen faulen Tag. Allerdings nicht ganz faul, denn ich lud alle meine elektrischen Geräte und kaufte etwas ein. Als ich an der Kühlbox zog entleerte sich die darauf stehende Kaffeetasse flächendeckend über Bettzeug, Geräte und das halbe Auto. Somit hörte die Faulheit schlagartig auf und wich emsiger Putzwut *seufz.

Heute besuchte ich die Balzi Rossi. Das ist ein roter Felsen genau an der Grenze zwischen Italien und Frankreich. Der Felsen hat Höhlen und stand einmal am Meer.. vor vielen tausend Jahren. Und immer wieder haben Menschen hier gewohnt oder ihre Toten begraben. Ich besichtigte also Museum und Höhlen. Sehr interessant! Ev. Mögt ihr euch noch daran erinnern, dass ich Gebeine mag. Habe also genauestens das eine Originalskelett betrachtet. Der Mensch war wohl (anhand der Zähne) ca. 40 Jahre alt und seine Lendenwirbelsäule extrem verbraucht. Er musste wohl schwere Lasten geschleppt haben in seiner Jugendzeit oder mal einen Unfall gehabt haben. Auf jeden Fall hatte er sicher jahrelang heftigste Rückenschmerzen gehabt.

Dann fuhr ich weiter nach Dolceaqua, einem malerischen Dörfchen im Hinterland mit schöner alter Bogenbrücke. Nun hätte ich die Touristenautobahn nach Pigna nehmen können, die ist so breit, dass sich sogar 2 Cinquecento probemlos kreuzen können, aber nein, ich musste eine Nebenstrasse durch ein anderes Dorf nehmen. Zuerst fuhr ich zum malerischen Apricale, dann nach Bajardo. Bajardo wurde im grossen Erdbeben 1887Jahren schwer zerstört. Es wurde nur teilweise wieder besiedelt. Die Dörfer hier kleben hoch auf den Bergspitzen. Ich muss mal nachsehen, wenn ich wieder Internet habe, ob das wegen der wilden Bergbäche ist oder wegen Piraten oder sonstigem Gesindel.

Dann wollte ich weiter nach Pigna. Aber wie ich vor einigen Tagen geschrieben habe, ignoriert mein Navi Kleinststrassen und leitete mich in eine völlig andere Himmelsrichtung. Als ich das endlich bemerke, (ich fahre ja oft im Wald und immer um Täler herum,) zeigt mir die Tankanzeige, dass mein Tank leer sei. Wenn ich abwärts fahre, und der Tank weit unten ist, dann zeigt er leer, wenn ich aufwärts fahre, dann noch fast einen Viertel an. Die Kilometer kann ich nicht als Reverenz nehmen, da die Standheizung auch Sprit verbraucht. Ich guckte mal nach, wann ich denn ankommen würde. Das Navi muss mich noch einmal falsch geführt haben, denn jetzt zeigte es die Ankunft 1 Stunde später an. Irgend etwas stimmte da nicht. Zum Glück habe ich „here“ auf meinem Handy und konnte somit ungefähr erahnen wo ich war. Und ihr ahnt richtig mit, dass ich völlig im „Seich“ draussen war. Meilenweit von jeglicher Siedlung entfernt. Ich glaube, ich bin mit dem letzten Tropfen Sprit in Badalucco eingetroffen. Somit war ich in die völlig entgegengesetzte Richtung gefahren. Das Navi hat übrigens bestens die nächste Tankstelle angezeigt und mich problemlos dahingeführt, obwohl es nicht wusste wo ich war *hm.
Schön war die Fahrt trotzdem. Die Strassen (man merke, keine Kleinststrasse) waren von der Qualität unserer kleinsten geteerten Feldwege. Die Aussicht atemberaubend. Ich fuhr zwischen Himmel und Erde, ganz oben auf den Bergen. Kreuzen mit anderen Autos wurde zur Milimeterarbeit an erweiterten Stellen, sonst war es nicht möglich. Häuser sah ich selten, und wenn ja, dann klebten sie auf der nächsten Bergspitze, alle an einem Haufen.

Ach ja, bis jetzt ist meine Rosinante, die geduldige, noch nicht von der Beulenpest oder Schürfwunden betroffen. Sie ruht sich jetzt auf dem Dorfparking von Badalucco aus, welches sogar 2 Bogenbrücken hat und noch mind. 2 alte Mühlen.

2 Gedanken zu „Irrwege im Hinterland

  1. Denise

    Erst jetzt habe ich gemerkt, dass ich deine Reiseberichte auf dem PC lesen kann. Hat Lange gedauert bis ich dies merkte. Sehr interessant geschrieben, was du machst und erlebst. Die Fotos sind sehr gut und eindrücklich.

    Antworten

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